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Lost Places – »Vergessene« Orte

Willkommen.

Die Fotostrecken auf den folgenden
Seiten wollen ein Stück Zeitgeschichte
erinnerbar halten. Zu sehen sind Orte,
die heute verlassen sind oder nicht
mehr im ursprünglichen Sinne genutzt
werden. Menschen, die einstmals diese
Plätze belebten, haben Spuren hinter-
lassen, die noch gut sichtbar sind und
die dem Vergessen entgegen wirken.

Am Fuß des Brockens, des deutschen
Schicksalsbergs, auf dem schon Praeto-
rius und Goethe in der Walpurgisnacht
die Hexen tanzen ließen, verfällt im Ört-
chen Schierke das einstmalige Grand-
hotel »Barenberger Hof«.

Zuletzt hieß das Haus »Erholungsheim
Hermann Duncker«. Hier nahmen Mit-
glieder des Freien Deutschen Gewerk-
schaftsbunds und deren Familien – ver-
sehen mit temporärer Genehmigung
zum freien Betreten des Ortes, der im
Sperrgebiet der nahen Staatsgrenze
lag – eine je 14-tägige subventionierte
Auszeit vom sozialistischen Alltag.

Heutige »Hexentänze« im (Ost-) Harz
dienen nicht allein der Austreibung des
Winters, sondern vor allem der Anlock-
ung von Touristen und finanzstarken
Investoren. Im Fall des »Hermann
Duncker« fruchtete der Zauber bisher
nicht; eher kommt wohl die Abrissbirne.

Auf eine wechselvolle Geschichte blicken
die südwestlich von Berlin gelegenen
Beelitz Heilstätten zurück: Anfang des
20. Jahrhunderts als Lungensanatorium
errichtet, waren sie in den beiden Welt-
kriegen Lazarett, zu sozialistischen Zei-
ten Militärhospital der Sowjetarmee und
schließlich einer der letzten Zufluchts-
orte des geschassten Erich Honecker.

Der größte Teil des 60 Gebäude umfas-
senden Ensembles steht heute leer und
ist dem Verfall preisgegeben. Einige der
besser erhaltenen Villen sind in Privat-
besitz, und neugierige Besucher werden
schon mal in barschem Ton – so mir ge-
schehen – des Platzes verwiesen.

Am Rande des Bogensees, im beschauli-
chen Barnim, errichtete die DDR die nach
ihrem ersten Staatsoberhaupt Wilhelm
Pieck benannte Jugendhochschule der
FDJ. Einige Tausend junge Menschen
verschiedenster Nationalitäten studier-
ten hier mit Verve die Lehren von Marx,
Engels und Lenin, um die Idee des So-
zialismus in die Welt zu tragen. Genutzt
hat es am Ende (?) wenig, wie man
heute weiß.

Das Objekt liegt nach mehreren ge-
scheiterten Nutzungsversuchen der
Nachwendezeit im Dornröschenschlaf
und wartet auf einen Investor, der es
zu neuem Leben erweckt. Die Bemüh-
ungen des Berliner Liegenschaftsfonds
um Käufer scheitern regelmäßig an der
schieren Größe des Areals und der Bau-
ten: Man kann der DDR ja vieles nach-
sagen; dass sie in der Hinsicht kleinlich
war, aber gewiss nicht.

Im ehemaligen Kraftwerk Vockerode
(Sachsen-Anhalt) produzierten bis zu
2.100 Menschen Strom und Fernwärme
für die großen Chemiekombinate der
Region Wolfen-Bitterfeld und die Bau-
haus-Stadt Dessau (1989: 103.000 EW;
2006: 77.400).

Nach der Wende wurde Strom aus
Braunkohle nicht mehr gebraucht – die
Menschen auch nicht. Das Kraftwerk
wurde 1994 stillgelegt und kann heute
als Industriedenkmal besichtigt werden.
Vockerode ist weitgehend entvölkert –
am Ortsrand verfallen die Platten-
bauten.

Kinder und Jugendliche aus circa 50
Nationen verbrachten in der einstma-
ligen Pionierrepublik »Wilhelm Pieck«
am Werbellinsee und im Pionierlager
am Röddelinsee (beides Brandenburg)
zu DDR-Zeiten erlebnisreiche Sommer-
ferientage – bzw. sie erhielten dort
einen »stalinistisch-paramilitärischen
Drill« (ganz nach individuellem Ge-
schichtsbild; das möge jede/r für sich
entscheiden).

Auf einem Teil des Geländes am Wer-
bellinsee befindet sich heute eine Eu-
ropäische Jugendbegegnungsstätte.
Das Areal am Röddelinsee ist verwaist
und von Unkraut überwuchert.

Mannheim: Der im Stadtteil Neckarau
gelegene Teil des Mannheimer Rangier-
und Güterbahnhofs
wurde im Zuge der
Erweiterung und Verlagerung der An-
lage in Richtung Nordosten stillgelegt.
Jetzt finden hier Graffitisprayer Gestal-
tungsflächen und südosteuropäische
nicht sesshafte Bevölkerungsgruppen
einen zeitweiligen Aufenthaltsort.
Andere Teile des Platzes erobert sich
die Natur zurück.